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Stadterneuerung Alt-Sachsenhausen

Thema:
Stadterneuerung
Stadtteil: Ortbezirk:
5
Abgeschlossen:
2022

Projektbeschreibung

Planungsanlass
Das in den 1960er und 1970er Jahren besonders für seine traditionellen Apfelweinwirtschaften beliebte Viertel mit einer funktionierenden ortstypischen Mischung aus Wohnen und Gewerbe entwickelte sich zum Vergnügungsviertel mit einem einseitigen Überangebot an Kneipen und Diskotheken. Dies wirkte sich zu Lasten insbesondere der Wohn- und Einzelhandelsnutzung aus und führte - nach Ausbleiben der Nachfrage in diesem Segment des Gaststättengewerbes - zu Leerstand und zunehmendem Verfall der Bausubstanz seit Ende der 1980er Jahre. Es setzte der typische, sich selbst verstärkende Kreislauf aus Leerstand, Investitionshemmung in nachfolgende Nutzungen, baulichem Verfall und schlechtem Image ein.
Dies veranlasste die Stadt Frankfurt am Main zur Festlegung eines Rahmenplangebietes Alt-Sachsenhausen mit Definitionen zu Zielen und Maßnahmen, der am 26.01.1995 durch die Stadtverordneten beschlossen wurde.

Planungsziele
Mit dem Beschluss des Rahmenplans Alt-Sachsenhausen wurden die Leitlinien für die Stadtteilentwicklung festgelegt und damit ein kommunales Stadterneuerungsverfahren eingeleitet. Der Rahmenplan zeigt sowohl die Mängel des Bestandes als auch die Chancen und Potentiale einer künftigen Entwicklung auf. Die formulierten Ziele der Erneuerungsmaßnahmen sind neben der Erhaltung der typischen Merkmale der baulichen Substanz eine Wiederbelebung durch das Ermöglichen und Fördern einer neuen Nutzungsmischung. Dabei soll vor allem das Wohnen gestärkt und die gastronomische Monostruktur zu einem mit dem Wohnen verträglichen Maß entwickelt werden. Statt einseitiger gastronomischer Ausrichtung des Gewerbes im Gebiet sollen neue, wohnverträgliche Nutzungen auch tagsüber zu einer Revitalisierung führen.
Neue, kulturelle Einrichtungen und Angebote, die die städtebaulichen Maßnahmen unterstützen und ergänzen, sollen dem Viertel neue Impulse geben und zusätzliche funktionelle Schwerpunkte setzen.

Planungsgebiet
Das Rahmenplangebiet Alt-Sachsenhausen wird begrenzt durch die Straßen Sachsenhäuser- / Deutschherrnufer im Norden, die Schulstraße über die Walter-Kolb-Straße im Westen, im Süden durch die Schifferstraße und im Osten durch die Dreieichstraße.

Projektverlauf
1996 wurde im Gebiet eine Modernisierungsberatung eingerichtet. Seither können sich Eigentümer kostenlos durch einen von der Stadt beauftragten Architekten zu allen Fragen anstehender Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen ihrer Liegenschaften beraten lassen.
Im Jahr 2000 wurde ein Farbleitplan für Alt-Sachsenhausen der Öffentlichkeit vorgestellt, der für jede Hausfassade einen farblichen Gestaltungsvorschlag enthält.
Mit Hilfe eines im Jahr 2001 beschlossenen Förderprogramms sollten weiterführende Anreize für Investitionen zur Umsetzung der Ziele des städtebaulichen Rahmenplans und des Farbleitplans gegeben werden.
Finanzielle Unterstützung wird für Maßnahmen der Instandsetzung und Modernisierung, des Umbaus, der Erweiterung oder des Neubaus von Mietwohnungen sowie der Umwandlung bisheriger Gaststätten in Wohnungen oder in nicht störendes Gewerbe an Eigentümer gewährt. Neben einem Zuschuss in Höhe von 20% der förderfähigen Kosten dieser Maßnahmen wird ein weiterer Zuschuss für einen neuen Fassadenanstrich nach den Empfehlungen des Farbleitplans gewährt.
Anfang 2003 wurde der Einsatz der Mittel aus dem Modernisierungsförderprogramm auf Maßnahmen im öffentlichen Raum ausgedehnt, so dass neben einer Verbesserung der Bausubstanz auch flankierende Neugestaltungen im öffentlichen Raum durchgeführt werden können.
Durch die beschriebenen städtischen Initiativen und Aktivitäten ist langsam aber stetig eine positive Veränderung im Viertel spürbar. Inzwischen sind deutliche Verbesserungen des baulichen Zustandes festzustellen. Die Modernisierungsberatung und das Förderprogramm haben große Zustimmung gefunden.
In Ergänzung zur Verbesserung der baulichen Substanz sind in den letzten Jahren verstärkt Projekte durchgeführt worden, die auf strukturelle und funktionelle Veränderungen im Quartier setzen. So lag der Schwerpunkt der Maßnahmen auf Projekten, die andere, ergänzende Angebote für ein breites Publikum bieten, wie beispielsweise die Umnutzung und Öffnung des Kuhhirtenturms, die ganztägige Öffnung der neugotischen Dreikönigskirche und der gotischen Deutschordenskirche mit barockem Portal.



Publikationen des Stadtplanungsamtes zum Projekt


Mehr Informationen

Um- und Neugestaltung des öffentlichen Raums

Foto der neu gestalteter Quartierseingang mit Apfelpoller und Reliefplatte, © Stadtplanungsamt Stadt Frankfurt am Main

Anfang 2003 wurde der Einsatz der Mittel aus dem Modernisierungsförderprogramm auf Maßnahmen im öffentlichen Raum ausgedehnt, so dass neben einer Verbesserung der Bausubstanz auch flankierende Neugestaltungen im öffentlichen Raum durchgeführt werden können.
Diese Maßnahmen umfassen die Sanierung des Straßenpflasters der Fußgängerzonen in Anlehnung an das historische Vorbild, die Neugestaltung aller Quartierseingänge sowie die Umsetzung eines Konzeptes zur Aufwertung der Standorte der vorhandenen stadtteiltypischen historischen Brunnen.
Die Intension ist die Wiederherstellung einer größtmöglichen Klarheit in der Gestaltung des öffentlichen Raumes, um die räumliche Qualität der historischen Altstadt wieder zur Geltung zu bringen.


Foto der Apfelschmuckstein im sanierten Pflaster, © Stadtplanungsamt Stadt Frankfurt am Main

Die Maßnahmen wurden abschnittsweise durchgeführt und neigen sich dem Abschluss zu. Begonnen wurde 2004 mit einem ersten Bauabschnitt in der Großen Rittergasse. Das Kopfsteinpflaster wurde saniert, die Bänderungen aus Granit verlegt. Sie nehmen Bezug auf die historische Gestaltung des Straßenraums, die früher als Hochbordstein einen schmalen Gehweg von der befahrbaren Gassenmitte trennte. Sie werden jetzt als ebenengleiche Gliederungslinie eingebaut.
In der Folge wurden Zug um Zug die Altstadtgassen nach dem gleichen Prinzip umgestaltet.  


Neugestalteter Paradiesplatz, © Olaf Reuffurth

Auch der Paradiesplatz erhielt ein neues Gesicht. Kleinpflaster bildet die Mitte des Platzes, zu den Rändern hin wurde das größere Pflaster bis an die Häuserkanten verlegt. Die Bäume sind kreisförmig angeordnet worden. Der Platz hat jetzt eine eigene Stromversorgung, die für Feste, die auf dem Paradiesplatz stattfinden, genutzt werden kann. Die gestalterischen Maßnahmen sind so konzipiert, dass Festbetriebe keine Beeinträchtigung erfahren. 

Als letzter Bauabschnitt im Kern der Altstadt schließt sich der Platz, der zwischen dem Kuhhirtenturm, der historischen Stadtmauer und dem gegenüberliegenden neuen Wohngebäude entstehen und in der Verlängerung der „Alte Brücke“ ein Entree zu Alt-Sachsenhausen bilden soll, an. Das Kopfsteinpflaster wird an die umgebende Pflasterung angepasst. Der Bäckerbrunnen, der bisher im Hof des Haus der Jugend stand, soll seinen neuen Standort vor der alten Stadtmauer erhalten und ebenfalls künftig Wasser führend sein. Durch Einbau von Bodenstrahlern vor der historischen Stadtmauer und der Illumination des Kuhhirtenturms werden die historischen Aspekte des neu entstandenen Platzes besonders betont. Die Baumaßnahmen sollen bis zum Jahresende 2015 abgeschlossen sein. 
Die Umgestaltung der Frankensteiner Straße befindet sich in der Durchführung und soll bis Jahresende 2015 abgeschlossen sein.
Die Elisabethenstraße soll im Rahmen des Programms "Schöneres Frankfurt" neu gestaltet werden.


Sanierung der Brunnen und Umgestaltung ihrer Standorte

Hirsch-Brunnen, © Olaf Reuffurth

Im Bemühen der Stadt, das Altstadtquartier von Sachsenhausen aufzuwerten, muss auch den Brunnen als Wahrzeichen für das Viertel besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Im Zusammenhang mit der Aufwertung und Neugestaltung des öffentlichen Straßenraums hat sich die Stadt entschieden, die Brunnenanlagen - soweit notwendig - zu sanieren und sie möglichst nah an ihren ursprünglichen Standort zu versetzen. An allen Brunnenstandorten soll künftig wieder Wasser sprudeln und eine zusätzliche Beleuchtung dafür Sorge tragen, dass die Schmuck tragenden Säulen im oberen Bereich besser zur Geltung kommen. Die Standorte der Brunnen erhalten ferner einen eigenen mit Kleinpflaster versehenen Bereich.


Heiliger Georg Brunnen, © Olaf Reuffurth

Inzwischen wurden auf diese Weise 7 der 9 Brunnenanlagen überarbeitet und erstrahlen in neuem Glanz.

In Ergänzung zu den im Viertel vorhandenen Brunnen ist im Jahr 2007 ein weiterer bisher „verschollener“ Brunnen hinzugefügt worden, der Ritterbrunnen mit der Figur des Heiligen Georgs.
Der „neue“ Ritterbrunnen wurde nach historischem Vorbild durch einen Steinmetz wiederhergestellt, nachdem die Brunnenfigur im Historischen Museum „wieder entdeckt“ wurde. Die Brunnenfigur zeigt den Heiligen Georg auf seinem Pferd, wie er mit einem Drachen kämpft. Die ursprüngliche Figur wird im Historischen Museum aufbewahrt.


Frau Rauscher-Brunnen, © Andreas Fux

Im Jahr 2009 wurde die Figur der Frau Rauscher einer Auffrischung unterzogen und gleichzeitig das Brunnenbecken gereinigt. Auf diese Weise wurde aus einem grauen, unscheinbaren ein rotes Becken. Diese Farbe passt gut zum Farbleitplan für Sachsenhausen, der ebenfalls einen farblich fast identischen Rotton enthält. Der kleine Platz rund um den Brunnen wurde passend zur Klappergasse gepflastert. An drei Seiten der Fläche befindet sich ein schmaler Pflanzstreifen, der momentan mit Kartoffelrosen bepflanzt ist. 
Eine vor dem Brunnen eingebrachte Platte trägt den Text der „Nationalhymne von Sachsenhausen“.
Der Bäckerbrunnen, der ursprünglich im Hof des Hauses der Jugend stand, wird im Jahr 2015 sein neues Domizil beziehen. Im Rahmen der Platzgestaltung vor dem Kuhhirtenturm wird er vor der Stadtmauer einen neuen Standort erhalten.
Mit dieser Maßnahme wird die Brunnensanierung in Alt-Sachsenhausen abgeschlossen.


Kulturelle Nutzungen

Künstlerateliers in der Paradiesgasse, © Olaf Reuffurth

Neben den städtebaulichen Maßnahmen wird heute vor allem eine Stärkung der kulturellen Einrichtungen und Angebote im Viertel vorangetrieben, die Sachsenhausen nicht nur innerhalb Frankfurts, sondern auch in der Region und über deren Grenzen hinaus attraktiver machen soll. Anders als in anderen Frankfurter Stadtvierteln, besteht seitens der Eigentümer und Kneipenbetreiber nur minimales Interesse, aktiv zu einer Veränderung des Images als reines Amüsierviertel beizutragen.
Nach zahlreichen Versuchen, einen Wandel aus dem Viertel heraus zu erreichen, hat die Stadt Frankfurt die Initiative ergriffen, neue kulturelle Nutzungen zu implementieren. Das Viertel soll als Anziehungspunkt mit innovativer Kraft und Ausstrahlung auch für weitere Bevölkerungsgruppen und -schichten erschlossen werden.

Eine neue Kulturachse entlang der Großen Rittergasse wird schrittweise realisiert. Sie versteht sich als eigenständige Ergänzung zur prominenten Kulturachse vom Hauptbahnhof entlang des Museumsufers, deren Endpunkt bislang vom Ikonenmuseum in der Brückenstraße markiert wurde.

Der lange Zeit nicht öffentlich zugängliche Kuhhirtenturm markiert den Anfangspunkt der Achse. Als Teil der ehemaligen Befestigungsanlage wurde der Turm von der Stadt Frankfurt saniert und zum Museum für den Komponisten Paul Hindemith umgestaltet, der dort in den 1920er Jahren lebte und arbeitete. Unter der Turmhaube befindet sich nun ein Kammermusiksaal.
Entstanden ist ein Anziehungspunkt für Musikfreunde und historisch Interessierte, der seit der Eröffnung 2011 positive Resonanz findet. Auch der Platz vor dem Turm wird umgestaltet.

Zu der Kulturachse entlang der Großen Rittergasse gehören drei neue Künstlerateliers im Erdgeschoss des Frankensteiner Hofs, wo seit der im Jahr 2009 abgeschlossenen Sanierung des ehemaligen Amtes für Entwässerung das Sozialrathaus Sachsenhausen seinen Sitz hat.
Mit der ganztägigen Öffnung der neugotischen Dreikönigskirche und der gotischen Deutschordenskirche mit barockem Portal wird die kulturelle Anziehungskraft des Viertels zusätzlich gestärkt.


Sanierung und Umnutzung des Kuhhirtenturms
zum "Hindemith-Kabinett"

Kuhhirtenturm nach dem Umbau, © Peter Altenburger

Am westlichen Eingang zum Viertel steht der so genannte Kuhhirtenturm, der in früheren Jahren Paul Hindemith als Wohnstätte diente. Dieser Turm gehörte zur ehemaligen Stadtbefestigung von Sachsenhausen und wurde zuletzt durch das Haus der Jugend als Wohnung genutzt. Nachdem die Bewohner ausgezogen waren, ergab sich die einmalige Chance, den Turm im Rahmen des Stadterneuerungsverfahrens im Sinne einer Aufwertung und Attraktivitätssteigerung des Altstadtviertels umzunutzen.
So entstand die Idee, den Turm der Hindemith-Stiftung zur Präsentation des Lebens und Wirkens des Komponisten an authentischem Ort zur Verfügung zu stellen.


Kammermusiksaal im Kuhhirtenturm, © Peter Altenburger

Der Kuhhirtenturm wurde im Verlauf des Jahres 2010 einer umfassenden, denkmalgerechten Sanierung unterzogen.
Im Feburar 2011 waren die Bauarbeiten am Turm abgeschlossen. Die Hindemith-Stiftung übernahm den Turm und führte ihn seiner neuen Nutzung zu. Seither ist der Turm auch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Jetzt können sich hier Musikliebhaber und historisch Interessierte an einem Ort treffen, der aufs Engste mit der Biografie und dem Werk Paul Hindemiths und dem Frankfurter Kulturleben der 1920er Jahre verbunden ist.


Kammermusiksaal im Kuhhirtentum, © Christian Richters

Hindemith hat in diesem Turm einige Jahre gelebt und hier bedeutende Werke komponiert, darunter die Oper Cardillac und den Liederzyklus Marienleben nach Gedichten von Rilke. Vieles ist aus dieser Zeit überliefert, etliche Dokumente hat Hindemith dazu hinterlassen. All dies wird im Turm in einer Dauerausstellung gezeigt, sein Leben und sein Werk werden unter anderem im so genannten Hindemith-Zimmer veranschaulicht. Alles findet schließlich seinen buchstäblichen Höhepunkt unter der Turmhaube, im vielleicht kleinsten Kammermusiksaal der Welt, in dem künftig nicht nur Werke von Hindemith aufgeführt werden sollen.